Das Ende von Master/Slave, Blacklists & Whitelists

Was haltet ihr davon: Nichtrassistische Sprache: Abschied von Blacklist und Whitelist? Ich finde es einerseits eine schöne Geste, andererseits sehe ich deutlich wichtigere Aufgaben im IT-Bereich als das… Auch was ernsthafte Diskriminierung durch Technik angeht, z.B. tendenziös trainierte KI.

Ich bin da ganz auf der Linie von fefe
p.s. ich hab mir den verlinkten Artikel über tendenziös trainierte KI durchgelesen und finde der Artikel sucht nur nach Bestätigung der Meinung eines Authors… ohne tatsächlich belegende Quellen zu liefern. Gibts dazu eine Primärquelle mit mehr Bezug auf die Vielfalt des Trainingmaterials?

Nur ein spontan rausgesuchtes Beispiel, es gibt ne Menge davon: https://www.derstandard.de/story/2000072207715/loesung-gegen-algorithmus-rassismus-google-erkennt-keine-gorillas

Hier ein Artikel, der das grundsätzliche Problem erläutert: Der Bias-Effekt im Machine Learning.

P.S.: Bwahwahwahwa!! :rofl:

Fefe lässt sich über die neuesten Entwicklungen aus

Edit: Ich hab mich im Zusammenhang mit dem generischen Femininum in meinem Blog noch mal über das Thema ausgelassen. Dort schreibe ich

Ich betone noch mal ausdrücklich, dass ich mich hier nicht als „Sprachpolizei“ betätige und das von allen anderen Menschen auch so verlangen würde. Ebenso werde ich niemand zensieren, die in Kommentaren die generisch männliche Form benutzt. Es geht mir darum, in erster Linie für mich selbst und in zweiter Linie für euch Leserinnen das Bewusstsein zu schärfen.

Und das finde ich ebenso wichtig, wie praktisch die gesellschaftlichen Umstände so zu gestalten, dass alle Geschlechter sich im Sinne von Art. 1 und 2 GG frei entfalten können.

Sein und Bewusstsein greifen nämlich ineinander, was sich sehr deutlich in Personalabteilungen zeigt: Etliche Studien haben nachgewiesen, dass Personalerinnen, selbst wenn Diversität offizielle Firmenpolitik ist und die Leute diese Werte bewusst auch teilen, oft unbewusst sich dann doch für die Bewerberinnen mit deutsch (oder englisch oder wo die Studie halt durchgeführt wurde) klingendem Namen entscheiden. Und so hat dann das (Un-) Bewusstsein von Menschen ganz handfeste Folgen für andere Menschen.

In diesem Sinne finde ich es auch gut, IT-Begriffe zu hinterfragen und ggf. zu ändern. Master/Slave ist ja schon aus anarchistischer Sicht ein Unding…

Wenn Fefe in seinem Beitrag zu inclusive terminology im Linux-Kernel schreibt

Da werden aber bei den ganzen Sklaven der Neuzeit die Korken knallen! Endlich befreit sie mal jemand!

hat er in meinen Augen nur halb recht damit. Sicher, nur Symbolpolitik zu betreiben ohne die realen Verhältnisse auch nur verändern zu wollen, greift natürlich zu kurz. Dennoch finde ich Symbolpolitik auch wichtig, eben weil sie Bewusstsein schafft.

Wenn ich als ITler routinemäßig in Begriffen von Master & Slave denke, dann trainiere ich damit automatisch, auch in allen anderen Bereichen des Lebens in diesen Kategorien zu denken.

Mein Wort zum Sonntag. Amen.

Und wenn ich regelmäßig Auto fahre, trainiere ich damit ein Mindset gegenüber Radfahrer?
Wenn ich regelmäßig Fleisch esse, trainiere ich damit ein Mindset gegenüber Vegetarier?

Der Mensch ist nicht so simpel und streight-forward. Anzunehmen, dass das eine automatisch das andere Bedingt ohne die Details anzuschauen, ist in einer Ecke mit Wünschelruten und Kupferpyramiden.

Ja, Sprache ist gelebte Sozialisation. Aber Sozialisation ist nicht nur Sprache. Menschen entwickeln Wertvorstellungen auf vielfältige Weise. Ich habe keine Wertvorstellungen die ich mit den Begriffen „Master & Slave“ verbinden könnte. Das sind rein technische, wertfreie Begriffe. Wenn ich die Begriffe schon immer völlig wertfrei verwendet habe, stellt sich nicht „automatisch, […] in allen anderen Bereichen des Lebens“ dazu auf einmal eine Wertung ein. Wenn sich hier eine Wertung einschleicht, ist das eine Frage des Mindsets und nicht der Sprache ansich.
Und ich stelle die steile These in den Raum, dass nahezu 100% der ITler da draußen nicht mit einem wertenden Mindset an diese Begriffe herangehen.

Der viel gravierendere Teil ist allerdings in meinen Augen eher, dass wir, die wir uns alle beim Thema Diskriminierung ziemlich einig sind, uns durch solche Debatten gegenseitig aktiv ausbremsen und das Ziel aus den Augen verlieren.
Diejenigen die eher Links denken und das selbe Ziel einer humanen Gesellschaft verfolgen, grätschen sich gegenseitig zwischen die Beine, werfen sich gegenseitig vor den falschen Weg aufs selbe Ziel zu nehmen, statt diese Diversität zu nutzen, sich gegenseitig zu ergänzen und zu unterstützen.

Ja, es gibt sprachliche Dinge, die wir überwinden müssen. Aber es gibt verdammt viele Dinge da draußen die noch wichtiger sind und bei denen weniger Energie ankommt, weil „wir“ unsere Energie in „diskrimierenden Quellcode“ stecken, den sich sowieso kaum einer anguckt.

Weniger Vorwürfe in/aus den eigenen Reihen würde den Kampf gegen Diskriminierung um ganze Welten vorantreiben.

Sie überzeugt aber nicht. Sie Trainiert nur das eh schon vorhandene Mindset. Sie schafft also kein Bewusstsein, sondern bestärkt das ohnhin schon vorhandene Bewusstsein (gilt übrigens für die „Gegenseite“ genauso… auch diese fühlt sich in ihrem „Anti“ bestärkt). Und aus meiner Perspektive sollte es nicht darum gehen die eh schon „Überzeugten“ weiter zu bestärken, sondern diejenigen die man noch nicht mitnehmen konnte, zu überzeugen.

p.s. sorry, dass es dich hier jetzt „erwischt“. Ich bin seit Monaten recht empfindlich bei der ganzen Debatte. Es wird sehr leichtfertig mit der Verbotskeule geschwungen ohne darüber nachzudenken wie oft das in der Geschichte schon zu Katastrophen führte.

@Dennis, dann ist dieser Artikel in den NachDenkSeiten wohl in deinem Sinne. Ich bin auch noch hin- & hergerissen, besonders nachdem ich jetzt die aktuelle Anstalt geguckt habe. Das den Leuten so mit erhobenem Zeigefinger unter die Nase zu reiben kann’s auch nicht sein.
Bewusstseinsarbeit liegt in der Verantwortung der Einzelnen, das kann man nicht verordnen, sonst wird’s zu einer Gedankenpolizei.

Mein Wort zum Samstag :wink:

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Genau so sehe ich es auch… wenn die Verbreitung einer Idiologie durch Verbote erreicht werden soll, läuft etwas falsch. Vorleben, besser machen, inspirieren - das ist, meiner Meinung nach, der einzig richtige Weg.

Oder wie Gerald Hüther sagt: Einladen, ermutigen, inspirieren. :heart:

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Übrigens, zur tendenziös trainierten KI: Facebooks Moderations-Algorithmus ist rassistisch.

Endgültig durchdacht habe ich das auch noch nicht, allerdings speziell bei den Begriffen White-/Blacklist oder Whitehat/Blackhat-Hacker und Master/Slave glaube ich nicht dass es den Aufwand lohnt, altes umzuschreiben. Sprache wird sich ändern und sollte es an einzelnen Stellen auch, aber wird dies immer relativ organisch tun.

Wer bei einem neuen Projekt oder der Doku von Positive/Negativ-Listen, Main/Secondary-Nodes o.ä. schreibt, soll das gerne tun und vermutlich werde ich dann irgendwann nachziehen.

Neues von der Machine Learning-Rassismus-Front: https://taz.de/Dekolonialisierung-von-Algorithmen/!5706540/